1989 - 2005 - 2013 - 2021 (16 + 16)
Interview zwischen Dino Gheri (DG) und Michael Seitz (MS):
Michael Seitz, am 23.02. habe ich Dir zu Deinem 32. Geburtstag gratuliert. Dabei fiel mir auf, dass Du vor 16 Jahren, im Februar 2005, zu uns in den VfL gekommen bist, und somit nun schon Dein halbes Leben Bujinkan Budo Taijutsu trainierst.
DG: Wie bist Du eigentlich damals auf uns aufmerksam geworden?
MS: Ich muss zu Beginn anmerken, dass ich schon länger auf der Suche nach einer anderen Kampfkunst war, nachdem ich zuvor mit Aikidō aufgehört hatte. Ein Schulfreund hatte damals einen Hanbō mit in den Sportunterricht gebracht und so mein Interesse geweckt. Er zeigte mir einige Schläge, Griffe und Hebel und da wusste ich sofort, dass ich ihn unbedingt einmal mit zum Probetraining begleiten müsse.
DG: Was hat Dich nach den ersten Trainingseinheiten davon überzeugt, das für Dich Richtige gefunden zu haben und dabei zu bleiben?
MS: Das in Kürze zu beantworten ist gar nicht so einfach. Reizvoll war für mich die Mischung aus japanischer Tradition und moderner Selbstverteidigung. Die eigene Körperbeherrschung und der flexible Umgang mit Waffen, Würfen, Hebeltechniken etc. fasziniert mich bis heute. Ein weiterer Grund war für mich aber auch das starke Gemeinschaftsgefühl, das ich seit der ersten Sekunde im Dojo spüren konnte.
DG: Wie hat Dich das Bujinkan-Training Deiner Meinung nach in den letzten 16 Jahren beeinflusst bzw. geprägt?
MS: Das Training hat mich sicherlich in vielerlei Hinsicht geprägt. Zum Beispiel hilft es mir in schwierigen Situationen, den Fokus zu behalten, meine innere Mitte wiederzufinden und damit auch die wesentlichen Dinge im Leben zu erkennen und wertzuschätzen.
DG: Welchen Stellenwert hat Budo Taijutsu inzwischen für Dich?
MS: Das Bujinkan ist fester Bestandteil meines Lebens und für mich auch nicht mehr wegzudenken. Neben den unzähligen positiven Momenten, die ich aus dem Training für mich ziehen kann, sind für mich vor allem die daraus erwachsenen Freundschaften unentbehrlich – Wakagi heißt für mich Familie.
8 + (8 + 8)
Als Du 2005 zum VfL kamst, war das Bujinkan Wakagi Dojo im 8. Jahr nach seiner Gründung. Nun sind wir im 24. Jahr, und Du bist nach Jürgen Mayer mein ältester aktiver Schüler.
DG: Bist Du ein Vorbild für jene, die nach Dir gekommen sind?
MS: Das kann ich natürlich nur schwer für jeden Einzelnen beantworten. Ich gehe aber stark davon aus, dass man als hochgraduierter Schüler allgemein oder gar als Dōjō-Chō immer, ob nun bewusst oder unbewusst, eine gewisse Vorbildfunktion trägt. Aus diesem Grund versuche ich auch im Dōjō mit gutem Beispiel voranzugehen und dieser Verantwortung gerecht zu werden.
DG: Wie war es für Dich mitzuerleben, wie andere, die vor Dir da waren, zu denen Du vielleicht aufgesehen hast, aufgehört haben? Was ist es für ein Gefühl irgendwann festzustellen, dass von „damals“ fast nur Du „übriggeblieben“ bist?
MS: Eine sehr schwierige Frage. Die Gründe, warum Leute mit dem Training aufhören sind vielfältig und ich kann einige davon auch gewiss nachvollziehen. Ich bedauere es sehr, wenn Freunde das Dōjō verlassen. Trotz alledem ist dies, war es und wird es für mich persönlich nie eine Option sein, denn dafür gibt mir das Training einfach zu viel zurück! Bufū Ikkan 武風一貫 – „Durchweg weht der Wind des Kampfes!“
DG: Was war Dein wichtigstes oder einschneidendstes Erlebnis im Zusammenhang mit dem Bujinkan?
MS: Ich denke, dass das einprägsamste Erlebnis wohl meine erste Japanreise und der damit verbundene Godan Test vor den Augen unseres Großmeisters Hatsumi Sensei und all den anderen hochrangigen Lehrern gewesen ist. Ein Moment voller Stolz, Freude und Ehrgefühl – etwas, das sich nur schwer in Worte fassen lässt.
DG: Welchen Ratschlag würdest Du den jüngeren Schülern im Bezug auf das Budotraining mit auf den Weg geben?
MS: Egal was auch geschieht, bleibt euch immer selbst treu und verliert niemals den Spaß und die Freude! Nur wer begeisterungsfähig bleibt, der wird auf seinem Weg auch vorankommen.
8 + 8
Seit mittlerweile knapp 8 Jahren leitest Du gemeinsam mit Nadine Gheri, die im gleichen Jahr wie Du mit dem Training begonnen hat, selbst ein Bujinkan Wakagi Dojo in Fürth. Das ist die Hälfte der Gesamtzeit, die Du unsere Kampfkunst trainierst.
DG: Was hat sich in Deiner Wahrnehmung und/oder Einstellung verändert, seit Du als Dojo-cho Verantwortung übernommen hast?
MS: Lehrer zu sein ist wundervoll. Trotzdem ist es harte Arbeit und erfordert viel Disziplin, Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein. Ich hinterfrage mein Tun und Wirken auf andere noch mehr als zuvor.
Dies ist etwas, was man, glaube ich, aus Schülerperspektive nur schwer nachvollziehen kann.
DG: Welche „eine Sache“ möchtest Du (neben all den „anderen Sachen“) Deinen Schülern vor allem vermitteln?
MS: Aufrichtigkeit und ein gutes Herz.
DG: Welche Eigenschaft erachtest Du jeweils im Verhältnis von Lehrer zu Schüler, und von Schüler zu Lehrer als besonders wichtig?
MS: Loyalität, gegenseitiges Verständnis und Respekt sind für mich das Fundament, auf dem ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis aufgebaut werden kann!
16 + 16
Du bist nun seit 16 Jahren mein Schüler, und auch das ist bemerkenswert, denn ich selbst trainiere seit mehr als 32 Jahren. Du begleitest mich damit ungefähr mein halbes Trainingsleben. Ich schätze mich glücklich, Dich meinen Schüler – und mittlerweile auch Lehrerkollegen – nennen zu dürfen. Du gehörst zu den Besten, die mich auf meinem Weg begleiten und begleitet haben. Charakterlich wie technisch. Danke für dieses Interview.
Shidoshi Bujinkan Budo Taijutsu
Bujinkan Wakagi Dojo Fürth
www.wakagi.de
Michael.Seitz@wakagi.de
Mobiltelefon: 0176/32672523