Die ersten Schwarzgurte des Bujinkan Wakagi Dojo Fürth
Es ist der 6. November 2021. Kühl, feuchte Wiesen, Nebel steigt über dem See auf, doch ein Blick in den Himmel verspricht einen regenlosen Vormittag. Spannung liegt in der Luft, denn es soll ein denkwürdiger Tag werden: Ninja und Kunoichi aus den Wakagi-Dojo Nürnberg, Lauf und Fürth ziehen vom Fürther Dojo aus in den Stadtpark, wo Jannik und Simon Gröf ihre Prüfung zum Schwarzgurt ablegen werden – die erste Shodan-Prüfung des Bujinkan Dojo Wakagi Fürth. Seit 2014 trainieren die zwei Brüder Bujinkan, die ersten zwei Jahre im Kindertraining, später aber mit genauso viel Freude und Elan im Erwachsenentraining. Damit sind sie fast von Anfang an dabei gewesen, denn im Juni 2013 fand auf derselben Wiese das Eröffnungsseminar des Fürther Dojo statt.
Nasse Füße? Kalte Windstöße? Klar! Das sind die kleinen Geschenke, die der November mit sich bringt und die ab der ersten Minute des gemeinsamen Aufwärmtrainings dazugehören. Doch während es sich die Zuschauer nach einer halben Stunde mit Tee und Wollsocken auf Thermodecken gemütlich machen dürfen, geht es für Jannik und Simon nun erst richtig los. Und was für ein Spektakel! Die Lehrer und Schwarzgurte staunen gebannt, sodass ihre Notizblätter am Ende beinahe leer bleiben. Ukemi und Kaiten mit Klappstuhl, Ku no Kata mit Tessen (Stahlfächer) und einem selbstgemachten Metsubushi-Tamago (Blendpulver in einem Ei) – solche und andere Highlights bieten die beiden in rascher Abfolge. Waffen werden vielfältig eingesetzt – Schwert, Naginata, Bo, Jo, Hanbo, Fundo, Seil, Kyoketsu-Shogei, Handkrallen… sogar Bo-Shuriken – die Anwendung in den Grundtechniken (Kihon Happo und Sanshin no Kata) ist abwechslungsreich und das Handling sitzt. Dabei schenken sich die beiden nichts, schwungvolle Würfe, harte Schläge und eine Kampfeslust, die in den Augen blitzt sind zu sehen. Angriffe werden sauber gekontert – sonst sitzt eben der Würgegriff doch oder schon liegt der andere auf dem Boden! Mit dem Yari jagen sich die beiden über den Platz und setzen dabei um, was Michi im Training schon immer fordert: Sie hauchen den Kata Leben ein. Die grundlegenden Prinzipien Timing, Winkel und Distanz beachten sie nicht nur unbewusst: Anhand von selbstgewählten, festen Kata aus unterschiedlichen Schulen des Bujinkan können sie auch ganz genau erklären, warum sie wann wichtig sind. Im anschließenden Randori knüpfen sich Edi und Michi die beiden zuerst mit Wurftechniken vor, wo sie zeigen, dass sie Techniken auch unvorbereitet fließend und bestimmt, aber rücksichtsvoll umsetzen können – Edi schwärmt. Dino und andere Schwarzgurte stellen die beiden im Randori mit Waffen und Schlagtechniken auf die Probe, bevor Simon mit einem einzigen sauberen Schnitt seine Tatami durchtrennt und Jannik ebenfalls kurzen Prozess macht.
Lächelnd und etwas schwerer atmend erwarten sie das Urteil ihrer Lehrer. Michi und Nadine, die die Entwicklung der beiden seit ihrer Jugend begleiten, sind sichtlich gerührt und unglaublich stolz auf ihre frisch gebackenen, ersten Schwarzgurte, die an diesem Tag ein großes Publikum begeistert haben, dem sie zeigen konnten, was sie in den letzten Jahren gelernt haben. Mit Sake werden Jannik und Simon in alter Tradition in der Reihe der Schwarzgurte willkommen geheißen und ein gemeinsames Essen im Panolio bildet den gemütlichen Ausklang dieses besonderen Tages. Kampai!