Japanische Aussprache und Zahlen

Im Bujinkan arbeiten wir viel mit japanischen “Fachbegriffen”, um uns so in der Sprache unseres Sōke zu verständigen. Daher habe ich den folgenden Beitrag verfasst, der euch eine kleine Einführung in das japanische Aussprache- und Zählsystem bieten soll. So solltet ihr im Trainingsalltag bzw. mit den japanischen Begriffen im Prüfungsgeheft besser zurechtkommen.

Die japanische Schrift setzt sich zunächst einmal aus drei verschiedenen Schriftzeichensystemen zusammen. Im geschriebenen Japanisch werden alle drei Schriftsysteme parallel verwendet.

Kanji
Hierbei handelt es sich um chinesische Schriftzeichen oder sog. Ideogramme (Zeichen, die symbolisch für einen Begriff stehen). Die meisten Kanji besitzen mindestens zwei verschiedene Lesungen. So unterscheidet man z.B. die dem Chinesischen nachempfundenen japanische Aussprache („On-Lesung“ bzw. „sino-japanische Lesung“) von der rein japanischen Aussprache („Kun-Lesung“). Mit den Kanji-Schriftzeichen, schreibt man Substantive sowie den Stamm von Verben, Adjektiven und Adverbien. Ordnen lassen sich die Kanji z.B. nach dem Sinnbestandteil des Zeichens, nach ihrer Strichzahl oder auch nach der jeweiligen Lesung.

Hiragana
Hierbei handelt es sich um eine phonetische (die Sprachlaute betreffende) Silbenschrift, die keine geraden Striche kennt und somit eher rund wirkt. Mit Hiragana werden Partikel, Endungen von Verben und Adjektiven, Konjunktionen u.ä. geschrieben.

Katakana
Ebenfalls eine Silbenschrift, die vorwiegend für ausländische Personen- und Ortsnamen sowie für aus Fremdsprachen entlehne Begriffe verwendet wird. Katakana wird fast ausschließlich mit geraden Strichen geschrieben.

Es kommt jedoch auch vor, dass neben diesen drei Schriftsystemen auch sog. Rōmaji (lateinische Schriftzeichen) verwendet wird. Dies ist v.a. als Hilfslösung für Nicht-Japaner gedacht, die keine japanischen Schriftzeichen lesen können.
Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Umschriften für die Wiedergabe der japanischen Schrift mit lateinischen Buchstaben erdacht. Eines der wohl bekanntesten und weit verbreitesten Transkriptionssysteme (japanisches Schriftsystem → lateinisches Schriftsystem), ist hier wohl das sog. Hepburn-System, welches auch in den meisten Lehrbüchern verwendet wird.
Die Hepburn-Umschrift ist in Anlehnung an das Englische entstanden, daher sollten deutsche Muttersprachler bei der Aussprache einiger Buchstaben besonders aufpassen. Die meisten Buchstaben werden aber ähnlich wie im Deutschen ausgesprochen.

Hierzu ein paar kurze Hinweise zur korrekten Aussprache

1. Die japanische Aussprache basiert auf den fünf Vokalen a, i, u, e, o.
Gewöhnlich werden sie wie im Deutschen entweder kurz oder lang ausgesprochen.

Lange Vokale sind durch einen Längungsstrich gekennzeichnet: ā, ῑ, ū, ē, ō.
Oder sie werden durch die Wiederholung des gesprochenen Vokals (also Verdopplung) dargestellt: aa, ii, uu, ee, oo. Sie sind also funktionell sozusagen eine „Verdopplung“ des einfachen Vokals. Beim Sprechen sollte darauf geachtet werden, dass sie wirklich doppelt so lang wie der einfache Vokal ausgesprochen werden.

ā: langes a wie in Bahn → z.B. obāsan (Oma)
ῑ: langes i wie in viel → z.B. e (nein), niisan (älterer Bruder)
ū: langes u mit leichtem ü-Klang → z.B. Kyū, Ryū, Shingū
ē: langes ä wie in Jäger → z.B. Sensē (auch Sensei mgl.)
ō: langes o wie in offen → z.B. Dōjō, Kōsei no Kamae

Man kann sich auch strikt nach der japanischen Silbenschrift richten;
dann wird ein langes o (oo, ō) in den meisten Fällen mit „ou“ widergegeben
und langes e (ee, ē) mit „ei“.
→ „ei“ darf aber niemals wie im Deutschen „ai“ ausgesprochen werden!

Bsp. „Geisha“ darf geesha, ge-isha, gäisha oder gääsha ausgesprochen werden, aber niemals gaisha!

Wichtig ist es auch, dass die Silben auch alle gleichlang ausgesprochen werden:
Geisha hat 3 Silben: ge – i – sha
Tōkyō hat 4 Silben: To – o – kyo – o

Kurze Vokale:

a: helles a wie in kalt → z.B. Ashi (Bein, Fuß)
i: wie im deutschen, z.B. bei Insel → z.B. Hatsumi
u: mit leichtem ü-Klang, Lippen weniger gerundet (vgl. sächsischer Dialekt) → z.B. Fu no Kata
e: ein kurzes, offenes ä wie z.B. in den Wörtern Bett, schätzen → z.B. Nage Waza (Wurftechniken)
o: offenes o wie in Kopf → z.B. O negai shimasu

2. Die Vokale i und u werden häufig zwischen zwei stimmlosen Konsonanten und am Ende eines Wortes nicht ausgesprochen. Dies wird aber nicht in allen Umschriften angegeben!

Bsp.
shimasu wird ausgesprochen wie „shimas“
Shuto wird ausgesprochen wie „Shto“
Tsuki wird ausgesprochen wie „Tski“
Kuki wird ausgesprochen wie „Khhki“
hito wird ausgesprochen wie „chto“ (mit „ch“ wie im Wort Stich)

3. Folgen zwei Vokale aufeinander (z.B. ei, ae, ai, oe usw.), so behält jeder seinen Lautwert:
Bsp. Rei, Mae Kaiten, Hai (ja), Tomoe Nage…

4. Konsonantenverdopplung kk, pp, ss, tt steht für eine kurze Aussprache des vorangehenden Vokals. Wie bei den Längungen wird auch hier genau ein Taktschlag für die Kürzung des Vokals verwendet. „Gesprochen“ wird dieser als winzig kleine Pause zwischen den Silben, ähnlich wie bei den Wörtern: Stadt-Teil, Steck-Karte, Krepp-Papier, im Japanischen aber folgt diese Pause direkt nach dem Vokal.
Bsp. Gyo [kurze Pause] kko Ryū Ko [kurze Pause] sshijutsu

5. Die Konsonanten k, s, t, und h, die alle stimmlos sind, können auch stimmhaft werden. Sehr häufig passiert dies, wenn bei einer Wortzusammensetzungen das zweite Wort mit einem dieser Konsonanten beginnt:

Harai → Ashi Barai
Keri → Zempo Geri
Kiri → Kesa Giri
Sake → Nigori-zake
Ta → Matsu-da

Eine allgemeine Regel lässt sich hier aber trotzdem nicht aufstellen!

Das n kann als einziger Konsonant im Japanischen alleine stehen („Silbisches n“). Kommt ein einzelnes „n“ in der Wortmitte vor, so wird nach dem „n“ beim Sprechen abgesetzt und mit der nächsten Silbe neu begonnen. In den Umschriften wird der Konsonant „n“ dann oft mit Apostroph geschrieben: n’
Bsp. Kin’en (ki-n-e-n, dt. Rauchen verboten)

Achtung! Spricht man dagegen das „n“ in Verbindung mit dem folgenden Vokal, ändert sich auch der Sinn des Wortes:
Bsp. Kinen (ki-ne-n, dt. Gedenktag)

Automatisch richtig macht man dies, wenn auf das „n“ ein weiterer Konsonant folgt:
Bsp. Kinkyū (dt. dringend)

Das n vor einem m, b, p kann auch als „m“ gelesen bzw. ausgesprochen werden. Allgemein kann sich „n“ also in der tatsächlichen Aussprache dem nachfolgenden Laut anpassen:

Hanbo → Hambo
Zenpo → Zempo …

6. Das h hat sich im Japanischen aus dem Altjapanischem p über ph pf und f (bilabial, d.h. ein mit beiden Lippen gesprochener Laut) zu h entwickelt
(p → ph → pf → f → h). In Umschriften, die älteres Japanisch darstellen wird daher oft anstelle von ha, hi, hu, he, ho stattdessen fa, fi, fu, fe, fo geschrieben.

7. Der Plural von japanischen Wörtern wird nicht wie im Deutschen durch Suffixe wie z.B. –s oder –en etc. gebildet. Er gleicht dem Singular und wird nur durch die vorangehende Zahl markiert.

3 Katana, aber nicht 3 Katanas!
3 Shihan, aber nicht 3 Shihane!

Konsonanten – Besonderheiten – Hepburn-Umschrift

Das heutige Japanisch hat 9 Haupt-Konsonanten. In der alphabetischen Reihenfolge des Japanischen lauten sie: k s t n h m y r w

k, t, p: ähnlich wie im Deutschen, aber nicht behaucht, d. h. man hört kein „h“ danach!


y wie „y“ in Yacht, entspricht dem „j“ in der deutschen Aussprache z.B. Yoko, Yon
z stimmhaft wie „z“ im Englischen Wort zoom z.B. Fudōza, Seiza
s stimmlos wie „ß“ oder „ss“, wie bei Fluss z.B. San, Tsuki
g wird innerhalb eines Wortes häufig wie „ng“ im Wort lang ausgesprochen z.B. Ichigo (Erdbeere), spr. „Itschingo“
j stimmhaft wie „j“ im Englischen jungle/ jazz (spr. „dsch“ nicht wie „tsch“!) z.B. Jumonji
r der japanische Laut, der in der Umschrift mit „r“ wiedergegeben wird, liegt klanglich irgendwo zwischen „l“ und „r“. z.B. Ryūko, Ryūha, Haramitsu
w wird wie das englische „w“ in z.B. what ausgesprochen; ähnlich wie ein kurzes „u“ im Deutschen vor einem Vokal z.B. wakari mashita, spr. „uakari maschta“
hi wird häufig am Anfang eines Wortes wie das „ch“ in den Wörtern Stich oder Deich ausgesprochen z.B. Hidari, spr. „Chidari“
ch wird wie „tsch“ in z.B. Tschechien ausgesprochen z.B. Chishiki (Wissen), spr. „Tschischki“, Ichimonji, spr. „Itschimondschi“
sh wird ähnlich wie das deutsche „sch“ in z.B. Schule ausgesprochen z.B. Shizen, Shutō Ken
ts wird wie das deutsche „z“ in Zaun ausgesprochen z.B. Tsuba
kw/gw werden wie „k“ bzw. „g“ ausgesprochen z.B. Kwanshuji, spr. „Kanshudschi“
fu ein Laut zwischen „hu und fu“. „fu“ ist die einzige Silbe, die nur gehaucht wird. Sie hat Ähnlichkeiten mit dem deutschen „f“ wie in Fuchs, mit leichtem ü-Klang z.B. Fumiko (weibl. Vorname)

Japanische Zahlen

Im Japanischen gibt es zwei Zählweisen, eine ursprünglich japanische und eine aus China übernommene.
→ Mit der japanischen Zählweise (Kun-Lesung) zählt man nur von 1 bis 10.
→ Die sino-japanische Zählweise (On-Lesung) verwendet man für alle höheren Zahlen, für das rein mathematische Zählen und bei Telefonnummern. Außerdem verwendet man hier, um genaue Mengenangaben zu machen, die Zahlen zusammen mit sogenannten Zähleinheitswörtern.

Je nach der Beschaffenheit des zu zählenden Gegenstandes muss man ein anderes Zähleinheitswort wählen. Vergleichbar wäre dies mit dem Wort Blatt in „100 Blatt Papier“. Die Zuordnung von Begriffen und Zähleinheitswörtern richtet sich oft nach Form und Größe eines Gegenstandes. So werden z.B. lange dünne Gegenstände wie Bleistifte, Schirme oder Flaschen mit „hon“ gezählt. Flache wie Teller, Briefmarken oder Fotos dagegen mit „mai“.

Bsp. Die Zahl „8“

Grundzahl: hachi
8 Gegenstände: yattsu
8 Personen: hachi-nin
8 Stifte: happon
8 Bücher: hassatsu
8 Jahre: hachi-nen …

Beim Zählen mit Zähleinheitswörtern wird fast immer die On-Lesung, also die sino-japanische Zählart, verwendet. Es gibt aber auch Fälle, bei denen es gemischt wird, z.B. bei Personen, hitori, futari, sannin usw. (vgl. Tabelle).
Wenn man ausschließlich Dinge mit der Kun-Lesung zählt, also japanisch, braucht man keine Zähleinheitswörter. Allerdings geht das, wie oben bereits beschrieben, nur bis zur Zahl zehn.
Im Japanischen gibt es zwei Arten, Zahlen zu schreiben: in arabischen Ziffern (1, 2, 3) oder in chinesischen Zahlzeichen (一, 二, 三).

Für die 4 und 7 und alle Kombinationen damit werden jedoch meist die japanischen Begriffe „yon“ statt „shi“ (4) bzw. „nana“ statt „shichi“ (7) verwendet. Dies liegt u.a. auch daran, dass „shi“ homophon zum japanischen Wort für „Tod“ ist und dass „shichi“ andererseits beim schnellen Sprechen schwer von „shi“ zu unterscheiden ist.

Endet eine sino-japanische Silbe auf -ku, -tsu, -ki, oder -chi und ist der folgende Konsonant stimmlos, so fällt sie weg und der folgende Konsonant wird lang ausgesprochen, wobei ein historisches „p“ wieder auftaucht.

ichi + kagetsu = ikkagetsu (ein Monat lang)
ichi + sai = issai (einmal)
ichi + shuu = isshuu (eine Woche)
ichi + too = ittoo (ein Stück Vieh)
ichi + hon = ippon (ein langes Stück)
ichi + fun = ippun (eine Minute)

Quellen:

  • Langenscheidt Sprachführer Japanisch, herausgegeben von der Langenscheidt-Redaktion, bearbeitet von Dr. Martina Ebi
  • Japanisch im Sauseschritt 1, Universitätsausgabe mit Kana und Kanji, herausgegeben von Doitso Center Ltd.
  • Japanisches Wappenbuch, Nihon Monchō von Hugo Gerard Ströhl, neu herausgegeben von Wolfgang Ettig
  • https://de.wikibooks.org/wiki/Japanisch/_Inhaltsverzeichnis



Michael Seitz
Shidoshi Bujinkan Budo Taijutsu
Bujinkan Wakagi Dojo Fürth
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