Natürlichkeit
Auf meinen ersten Bericht, den ich euch geschickt habe, hat mir gestern einer aus euren Reihen eine schöne Rückmeldung gegeben. In seiner E-Mail schrieb er unter anderem:
„…wie immer, auf den Punkt gebracht – da wo man es hinhaben will. Den Gedanken oder das Gegenüber.
In meinem Verständnis gibt es nur eine Kamae auf die man hinarbeiten muss – Shizen. Von dieser Kamae aus ist alles möglich.”
Eine erstaunliche Rückmeldung aus euren Reihen war das. Insbesondere wenn man bedenkt, was Hatsumi Sensei gestern in der Trainingspause ebenfalls zu diesem Thema gesagt hat. Sinngemäß waren seine Worte in etwa diese:
Wir müssen Kontrolle ausüben, auf natürliche Weise. So wie die Natur den Menschen kontrolliert. Die Sonne geht auf, der Mensch steht auf. Die Sonne geht unter, der Mensch trinkt etwas (Sensei lacht), und geht schlafen. Die Natur kontrolliert den Menschen, ohne dass dieser es merkt.
Ich fand diesen Vergleich unglaublich gut.
Wenn es kalt wird, ziehen wir uns wärmer an, kauern unsere Gliedmaßen an den Körper. Bei starkem, kaltem Wind, ziehen wir den Kopf etwas ein. Wenn die Sonne blendet, kneifen wir die Augen zu.
So eine Natürlichkeit (Shizen: 自然 = Natur/Natürlichkeit) müssen wir in unsere Bewegungen bringen, in unsere Gedanken, in unsere Intention. Eine Natürlichkeit, die unser Gegenüber gar nicht merken lässt, dass wir Einfluss nehmen.
Beispiele dafür findet sicher jeder von euch. Macht euch doch auch einmal Gedanken dazu. Und versucht, euch diese Natürlichkeit genauer vor Augen zu führen, und in euer Taijutsu, eure Bewegungen, zu übertragen, um im Training, im Kampf den Gegner manipulieren zu können. Ohne allein auf physische Kraft oder Hebelwirkung zu setzen. Bringt den Gegner/Trainingspartner aus seiner Mitte, „bereitet ihn vor“, für den Schlag, den Wurf, den Hebel.
Und bleibt dabei natürlich. In eurer Mitte.
Kontrolle beginnt immer, bei einem selbst. Nur wer sich selbst beherrscht, kann auch sein Gegenüber, seine Umwelt beherrschen/kontrollieren.
Ganbatte kudasai