Seminar mit Daishihan Ed Lomax

Am 13. und 14. Oktober 2018 ging es für eine Handvoll Wakagis zu einem Wochenendseminar nach München, um bei Daishihan Ed Lomax trainieren zu dürfen, der hier zur Gast im Bujinkan Sakura Dojo München war.

All denjenigen, die diesen großartigen Lehrer bis jetzt noch nicht kennen- lernen durften, möchte ich an dieser Stelle mit einer kleinen Beschreibung weiterhelfen:
Der Australier Edwin Lomax studiert seit Jahrzehnten die japanische Kampfkunst und reist kontinuierlich um den gesamten Globus, um sein Wissen mit anderen Kampfkunstfreunden zu teilen. Darüber hinaus lebte er sogar einige Jahre lang direkt in Japan, wo er regelmäßig Uke von Hatsumi Sensei und Nagato Sensei sein durfte.
Ed ist ein charismatischer und gleich- zeitig geduldiger Mensch, der es wie kein zweiter schafft, Freude, Spaß, aber auch gleichzeitig Ernsthaftigkeit sowie praktischen Realitätsbezug bei seinen Techniken zu vereinen, sodass einem das Training auf so einem Wochenendseminar besonders kurz- weilig erscheint.
Ed besitzt zudem ein Gespür dafür, wann die Trainierenden nichts mehr aufnehmen können oder schlichtweg überfordert sind und passt flexibel den Trainingsablauf daran an, sodass jeder das Maximum aus seinem Unterricht mitnehmen kann.
Es geht hier niemals um reine Selbstdarstellung oder darum, nur ein Training für eine kleine Gruppe von hochgraduierten Schülern zu gestalten.
Er schafft es immer wieder ein Training aufzubauen, dass weder einen 10. Kyu überfordert, noch für einen Schwarz- gurt trivial und einfach erscheint.
Dieses Gespür und der damit verbundene professionelle Umgang mit einer oftmals sehr stark leistungsheterogenen Gruppe auf einem Seminar ist einzigartig und verdient aus meiner Sicht den größten Respekt, was Ed zu einem unschätzbar wertvollen Lehrer macht.
Seine Freude am Bujinkan ist einfach ansteckend. Alle haben während des Trainings Spaß und es wird zusammen viel gelacht, aber gleichzeitig geht die notwendige Ernsthaftigkeit niemals verloren.

So wird sich neben der korrekten Ausführung von Kihon auch beispielsweise immer wieder mit realen Situationen auseinandergesetzt, in denen es vor allem gilt, die erlernten Elemente und Prinzipien auch anwenden zu können, damit diese nicht nur im Dojo auf der Trainingsmatte „funktionieren“.
Dies ist meiner Meinung nach auch wichtig und sollte immer wieder, v.a. von den Fortgeschrittenen reflektiert werden, denn immerhin handelt es sich um eine Kampfkunst und nicht nur rein um „ästhetische Bewegungsformen“, die vielleicht im Dojo oder auf einem Embu gut aussehen und Eindruck machen, dafür aber vollkommen realitätsfremd sind.
Solche „bad habits“ wie man im englischsprachigen Raum sagen würde, bewirken nur, dass wir eventuell eine falsche Selbstwahrnehmung bzw. überhebliche Einschätzungen unserer Fähigkeiten entwickeln, die vielleicht gerade zu gefährlichen Situationen führen können.
Zweifelsohne ist es selbstverständlich wichtig, an seinen Grundlagen wie Kamae, Uke sowie Uchi Gata, Gyaku und Nage Waza usw. zu arbeiten und diese fortan zu perfektionieren, denn Kata und Kihon Training haben natürlich ihren Sinn und Zweck und sollten das essentielle Fundament einer jeden Kampfkunstausbildung darstellen.
Trotzdem sollte dies mit einer gewissen Erfahrung nicht unreflektiert bleiben. Es ist von besonderer Bedeutung die eigenen Schwächen oder auch „Anfälligkeiten“ bestimmter Techniken zu erkennen und gerade daran zu arbeiten, auch einmal seine Komfort-Zone zu verlassen und sich mit realen Situationen auch im Vorfeld zu beschäftigen und nicht erst wenn es zu spät ist und man sich bereits in dieser Situation befindet!

Gerade mental muss man mich mit solchen Situationen von Zeit zu Zeit immer wieder konfrontieren:
Wie verhalte ich mich in Situation xy? Wie kann ich eingreifen, wenn jemand in Not gerät und meine Hilfe benötigt? Was kann mir oder anderen in einer gewalttätigen Auseinandersetzung passieren? Was ist wenn ich mit einer Waffe bedroht werde…? Sollte ich wirklich den „Helden“ spielen…?

Sich solche Fragen zu stellen ist meiner Meinung nach enorm wichtig, denn niemand anderes kann einem diese für einen selbst beantworten. Man muss also selbst den passenden Weg finden und dies funktioniert aber nur, wenn man sich von Zeit zu Zeit mit solchen Themen auch konfrontativ befasst.

Ferner sprach Ed auf dem Seminar auch davon, dass es nicht notwendig wäre, jeden Bewegungsablauf mitnehmen oder 1:1 kopieren zu müssen. Es ist viel mehr gewonnen, wenn man in einem Training für sich selbst einen zentralen Aspekt erkennt, d.h. eine Sache mitnehmen kann, die wertvoll erscheint oder vielleicht sogar einen kleinen „Aha“-Effekt ausgelöst hat.
Dies führt zu einer viel entspannteren Sichtweise auf die eigene Entwicklung, gewährleistet aber gleichzeitig, dass der eigene Fortschritt nicht stagniert.
Was nun auf dem Seminar im Einzelnen inhaltlich behandelt wurde, möchte ich hier gar nicht groß weiter vertiefen, da dies den Rahmen des Blog-Eintrages mit Sicherheit weit sprengen würde.

Was eigentlich nur noch zu sagen bleibt, ist, dass ich definitiv viele Anreize für mein eigenes Training mitnehmen kann, sodass ich und damit auch langfristig meine Schüler davon profitieren können.

Meinen herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal dem Bujinkan Sakura Dojo München aussprechen, für ihre Gasfreundlichkeit und die tolle Seminarorganisation. Alles lief harmonisch, freundschaftlich und geordnet ab.
Jederzeit gerne wieder!



Michael Seitz
Shidoshi Bujinkan Budo Taijutsu
Bujinkan Wakagi Dojo Fürth
www.wakagi.de
Michael.Seitz@wakagi.de
Mobiltelefon: 0176/32672523